E-Commerce Studium in Würzburg beendet – ein Resümee

Schon lange habe ich hier im Blog nichts mehr geschrieben, daher wird es mal wieder Zeit. Und was könnte denn ein besserer Aufhänger sein, als die Beendigung des Studiums?

Ja, ich bin tatsächlich jetzt „Bachelor of Science“ oder genaugenommen demnächst, denn auf das Zeugnis warte ich noch 😉 „Tatsächlich“, weil mein Lebenslauf nicht ganz so linear war und ich in das eine oder andere Studium bereits „hineingeschnuppert“ hatte und viele Jahre als Webworker in den Bereichen SEO, Affiliate- und Onlinemarketing selbständig unterwegs war. Doch nun ist es wirklich soweit, ich darf mich endlich „Akademiker“ schimpfen! 😛

Ich habe hier im Blog bereits mehrfach über das E-Commerce Studium an der FHWS in Würzburg geschrieben aber heute gibt es einen Rückblick zum Studium. Witzigerweise bekomme ich noch immer regelmäßig E-Mails von Leuten, die sich für das Studium interessieren und mich nach meiner Meinung fragen… insofern scheine ich im Sinne des Studiums gar nicht mal so viel falsch gemacht zu haben, wenn man mich so einfach zu diesem Thema findet 😉

First things first: Auch wenn ich inzwischen (ernsthaft) 25 Hochschulsemester auf dem Konto habe, so waren die sieben Semester E-Commerce an der FHWS doch mein erstes Studium, das ich wirklich mit Herzblut durchgezogen habe – und dies dann auch in Regelstudienzeit. Ich erfuhr damals ganz zufällig davon, gerade als ich nicht so recht wusste, ob ich weiter als Einzelkämpfer im Online-Bereich tätig sein möchte oder lieber doch noch einen „ordentlichen“ Abschluss machen sollte. Der Blick auf den Studienplan machte mir aber schnell klar, genau DAS interessiert mich! Schnell eingeschrieben und zack…

So „neugscheit“ wie sich das nun anhören mag, aber hätte ich EC vor zehn Jahren studiert (hätte es das Studium damals schon gegeben), wüsste ich nicht, ob das Ergebnis so gut wie heute ausgefallen wäre. Durch meinen Background hat mich praktisch alles im Studium extremst interessiert und ich konnte vieles direkt in der Praxis und an meinen eigenen Websites umsetzen. Wer Webworker ist oder werden möchte, ist hier jedenfalls auf dem besten Wege. Ich als Langzeitstudent kann auch vorbehaltlos sagen, dass ich noch kein so praxisnahes Studium kennengelernt habe. Was man hier lernt, kann man auch wirklich anwenden. Wahlfächer zu Themen wie Social Media oder Inbound Marketing bei Gastdozenten wie Felix Beilharz oder Karl Kratz (schönen Gruß, du schuldest mir übrigens noch die fünf Euro… Späßle! Dein klasse Seminar war mehr wert als das 😛 ) runden das Ganze noch ab. Man lernt also wirklich Spannendes aus der Praxis!

Aber jetzt mal zu dem Teil für Interessenten an diesem Studiengang, die mir regelmäßig Mails schicken: 

Ja, wenn ihr euch für den Webbereich wirklich interessiert, dann seid ihr hier vermutlich richtig! Und ja, man muss hier wirklich programmieren und kommt intensiv mit Java, HTML und CSS in Berührung! Also ein wenig mehr als „irgendwas mit Online plus *Buzzwords-hier-einfügen*“ ist es schon, aber machbar ist alles. Weder muss man zuvor großer Codingprofi sein – ich hatte vor dem Studium beispielsweise genau null Berührung mit Java – noch alle Geheimnisse der Suchmaschinenoptimierung kennen. Aber Bock drauf sollte man schon haben, sonst bringt das auch alles nix. Die ersten Semester muss man sich eben durch die Grundlagen der Informatik, Programmierung und auch Mathe (sowie Statistik!) „quälen“, jedoch immer mit Praxisbezug. Wenn ich mit meiner Mathe-Note 5 im Abizeugnis eine 1,7 im Studium bei Mathe I hinbekomme, dann kann das echt jeder mit ein wenig Motivation! 😉 Und so mancher Studienkollege oder Studienkollegin kam das erste Mal überhaupt mit Programmierung in Berührung und hat es auch überlebt… insofern, no worries!

Gefühlt würde ich sagen, dass etwa die Hälfte des Studiums sehr informatiklastig ist: Java, HTML, CSS, SQL, Software Engineering und die verschiedenen Webtechniken. Doch wie gesagt, (fast) alles Sachen, die man auch wirklich gebrauchen und umsetzen kann. Der Rest geht dann in Richtung BWL, SEO, SEA, Usability, Contentmarketing, Conversionoptimierung und und und. Es gibt viele diverse Seminare, Projekt- und Seminararbeiten, teilweise direkt mit Unternehmen zusammen. Die Themen reichen hier von Instagram über Snapchat bis hin zu Pinterest. Also alles andere als langweilig. Jedoch definitiv kein Pseudo-Fernstudium, wie ich das früher immer praktiziert hatte. Wenn man bei EC etwas reißen möchte, muss man schon echt dabei sein – lernt allerdings auch eine Menge dabei.

Jeder, der schon mal einen WordPress Blog aufgesetzt hat oder überhaupt eine eigene Website besitzt, hat bereits dicke Pluspunkte. Ist zwar kein Muss und so manche Kollegen haben das bis zum bitteren Ende umgangen, aber es macht schon echt Sinn! 😉 Um es mit den Worten eines ungenannten Profs zu sagen: „Das ist wie ein Friseur, der noch nie Haare geschnitten hat, aber theoretisch weiß, wie es geht.“. Das muss zwar nicht zwingend vor dem Studium passieren, aber irgendwann währenddessen wäre sicher hilfreich. Ich kann hier aber schwer mitreden, da ich schon vor dem EC-Studium mehrere Websites hatte. Wer aber jetzt schon nichts damit anzufangen weiß, ist vermutlich falsch…

Und was fange ich dann später mit dem Abschluss an?

Das ist eine wirklich gute Frage, denn leider können erfahrungsgemäß viele alteingesessene Unternehmen bis heute noch nicht soooo viel mit dem E-Commerce Studium anfangen. Leider! Wer im Bereich SEO oder Conversionoptimierung bleiben möchte, hat zumindest rund um Würzburg nur begrenzte Möglichkeiten, aber vorhanden sind sie durchaus, besonders im SEO-Bereich. Doch auch Onlineshops gibts ja genug im Lande… und einen arbeitslosen E-Commerce Absolventen dürfte es auch noch nicht gegeben haben. Das ganze Feld mag zwar als Studium noch neu sein, aber Bedarf gibt es jede Menge, es kommt nur darauf an, wo man hin möchte. Ich selbst habe mich in die Stadt Würzburg verliebt und daher gerade einen Job als Software-Entwickler hier angenommen. Also auch diese Schiene geht durchaus, wenn man sich dafür interessiert. Und Entwickler in Würzburg… die gehen weg wie warme Semmeln 😉

Letztlich sollte nicht unerwähnt bleiben, dass sich gerade im E-Commerce Bereich auch Startup-Gründungen anbieten. Auch was das angeht, gibt es an der FH kompetente Ansprechpartner.

Kleines Cheatcheet übrigens, um E-Commerce von Wirtschaftsinformatik abzugrenzen: Die ersten paar Semester sind fast gleich. Danach unterscheidet es sich insbesondere dadurch, dass Wirtschaftsinformatik stark in den Business-/SAP-Bereich geht, während E-Commerce die Web-/Onlineshop-Schiene fährt. Sehr vereinfacht ausgedrückt: Industrie vs. Webworker. Interessanterweise scheinen ECler mehr zu programmieren als Winfler, aber das ohne Gewähr…

Abschließende Worte

Was soll ich noch groß sagen… das EC Studium an der FHWS war für mich persönlich wohl das Beste, das mir passieren konnte. Es gab zwar auch Dinge, die ich früher eigentlich immer gehasst hatte, wie z.B. regelmäßige Präsentationen, denn darauf konnte ich immer gerne verzichten. Und doch bin ich im Nachhinein mehr als froh darüber, da mich das alles wirklich sehr weitergebracht hat – hier bringt Übung eben doch etwas und heute macht mir das absolut nichts mehr aus. Erwähnenswert dürfte auch der Umgangston an der FHWS sein, jedenfalls oben am SHL: Kleine Gruppen, jeder kennt jeden… auch die Profs kennen jeden beim Namen, werden meist mit „Du“ angesprochen (spätestens ab dem sechsten Semester) und sind auch gerne mal für ein Bierchen oder Döner zu haben… so darf studieren sein! 😉

Also zum Thema Resümee: Das beste Studium, das ich je machen durfte und ich habe schon so einige hinter mir 😉

Bestimmt habe ich viele interessante Infos hier vergessen, aber dafür gibts ja die Kommentare 😛 Und ja, ihr dürft mir gerne weiterhin mailen, wenn ihr Fragen habt: mail[ät]michaelgregor.de

The following two tabs change content below.
Servus! Mein Name ist Michael Gregor, ich bin ehemaliger E-Commerce Student an der FHWS, Blogger, Webworker und schon IT-Geek seit ich 1994 meinem ersten 386er hatte 🙂 Meine Leidenschaft gilt neben den alten Bekannten wie SEO und Bloggen inzwischen dem Aufbau von Online Akademien und Kursplattformen.