Warum man Top-Filmbewertungen nicht immer trauen sollte

Seit einigen Jahren schon bin ich großer Film- und Serienfan (momentan verstärkt Letzteres). Spätestens seit es Projekte wie Moviepilot gibt und ich damals erkannt habe, dass es neben den großen Hollywoodblockbustern und den Ergüssen von Michael Bay & Co. tatsächlich noch weitaus mehr gibt. Aber auch dank der IMDB kann man recht einfach im Vorfeld die Bewertungen eines Streifens checken um zumindest einigermaßen abzuschätzen, ob er interessant sein könnte oder nicht. Doch es gibt dabei ein Phänomen, das mir schon lange unter den Fingern brennt: Warum sind immer wieder mal die laut Bewertung absoluten Top-Streifen für mich eine Enttäuschung? Gerade bei Moviepilot passiert mir das oft, da wird ein Film mit einer Vorhersage von 9 oder gar wahnsinnigen 10 Punkten für mich hervorgehoben. Ich wage es und… oh je! Zu dem Thema habe ich mir schon oft Gedanken gemacht. Ist mein Geschmack doch zu „mainstreamig“? Wenn man genauer hinschaut, sind es nicht selten doch sehr spezielle, oft gar stark künstlerische Filme. Ich habe nun nichts gegen Tiefgang oder Unkonventionelles. Dennoch war ich schon mehrfach sprachlos – vor Enttäuschung oder Langeweile. Und frage mich dann, wie so viele Menschen allen Ernstes mir diesen Streifen als eine 9 oder 10 verkaufen wollen. Haben die den selben Film gesehen? Waren das Soziologie- oder Psychologiestudenten? Ich weiß es nicht. Doch habe ich diverse Theorien zu diesem Phänomen.

Zum einen werde ich das Gefühl nicht los, dass viele Zuschauer solche Filme nur aus reiner Scham mit Höchstnoten versehen. Gilt er doch als Meisterwerk, Kunstwerk, wie auch immer. Bewertet man diesen nicht ganz überschwänglich – ja gar negativ! –  zeigt man offenbar, etwas nicht verstanden zu haben. Outet sich gar als Banause, bildungsfern. „Geh doch wieder Transformers gucken“ muss sich da mancher anhören. Eine Schmach. Also addiert man seiner eigenen Bewertung noch eben schnell ein paar Punkte dazu, um sich ebenso elitär fühlen zu dürfen. Aber muss das denn wirklich sein? Obwohl man fast eingeschlafen ist??

Geschmäcker sind eben so unheimlich verschieden. Doch ist mir schon ein paarmal aufgefallen, dass diverse Kandidaten für die Schlaftablette fast ausschließlich Höchstbewertungen hatten. Hier dürften gleich vielfache psychologische und selektive Aspekte eine Rolle spielen, die das Urteil verfälschen können. Zum einen der genannte Schamfaktor. Zum anderen aber wohl auch, dass der typische Michael Bay Fan so einen Film wohl gar nicht erst mit der Kneifzange anfassen wird (oder je davon gehört hat), so dass bestimmte Zuschauergruppen gar nicht erst bewerten. Im übrigen scheint dieser Effekt auch vice versa zu funktionieren: Fast & Furious 6 beispielsweise hat eine IMDB Wertung von aktuell 7,3 bei über 130.000 Stimmen! Ich nehme stark an, dass die vielen „gehobenen“ Filmgucker sich hier mangels Sichtung ihrer Stimme enthalten haben und diese stark von einer bestimmten Zielgruppe geprägt sind. Man kann dem ganzen also wirklich nicht immer trauen. Ich kann nur soviel sagen: Was habe ich mich gefragt, wo denn diese wohl längste Landebahn der Welt stehen mag 😉 Es ist eben auch das Argument des Genres: Animes oder Splatterfilme beispielsweise werden eben vornehmlich von bestimmten Zielgruppen bzw. Genrefans gesehen und bewertet. Wer damit nichts anzufangen weiß… nunja. Mit 17 fand ich Fast & Furious auch noch toll, heute würde ich das ein wenig anders bewerten.

Übrigens nicht davon irritieren lassen, dass ich kürzlich einen Pro-Uwe-Boll-Post bei Twitter gemacht habe. Ich finde den Mann super sympathisch, seine Filme haben es aber nicht in die Sammlung meiner Lieblingsstreifen geschafft. Auch wenn einige davon leider dem gegenteiligen Effekt unterliegen und direkt mal ein paar Punkte schlechter bewertet werden, als sie wirklich sind. Vorallem mit eingeschaltetem Audiokommentar („ich geh mal eben eine rauchen“) und wenn man im Hinterkopf behält, dass Uwe ein wahnsinnig sympathischer und sicher auch sehr intelligenter Mensch ist, machen so manche Streifen von ihm durchaus Spaß. Ebenso mit dem Hintergrund der begrenzten Mittel, die ihm zur Verfügung stehen und seinem Talent, sogar große Hollywoodstars für sehr wenig Geld im richtigen Moment abzugreifen – auch wenn dies einigen davon hinterher sichtlich peinlich ist 😉

Meinen persönlichen Filmgeschmack würde ich inzwischen aber doch als recht vielseitig bezeichnen. Es kann Drama, Thriller, ab und zu auch gerne (aber nicht zu oft) Hirn-aus-Action sein, hin und wieder sogar auch ein Ghibli Studio Anime. Auch deutsche Filme habe ich lange Zeit zu unrecht unterschätzt. Ich bin da nicht (mehr) so festgefahren. Lediglich fürs Horrorgenre, insbesondere den „Gewaltpornos“ a la Saw Teil 127 sind mir meine Nerven dann in der Regel doch zu schwach. Da schaue ich mir lieber nochmal den Sternwanderer an (kein Sarkasmus übrigens, wirklich toller Film!).

Serientechnisch sei noch folgendes gesagt: Die letzten Breaking Bad Folgen der finalen Staffel… omg, omg, wtf, omfg!! 😉

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Servus! Mein Name ist Michael Gregor, ich bin ehemaliger E-Commerce Student an der FHWS, Blogger, Webworker und schon IT-Geek seit ich 1994 meinem ersten 386er hatte 🙂 Meine Leidenschaft gilt neben den alten Bekannten wie SEO und Bloggen inzwischen dem Aufbau von Online Akademien und Kursplattformen.
  1. Haha, die Landebahn in Fast & Furious 6 😀 Genau das war auch mein Gedanke bei der Szene: Wo steht bitte diese 35 km lange Landebahn?

    Dass Leute Filme besser bewerten als sie ihn eigentlich finden, weil man ihnen sonst vorwerfen könnte, den Film nicht verstanden zu haben, das glaube ich weniger. Es spricht ja nichts dagegen, dass man einen sehr exotischen Filmgeschmack hat, oder andersherum dass man mit Underground-/Indiefilmen nix anfangen kann, aber im Prinzip sind diese Durchschnittsbewertungen bei IMDb doch ein recht gutes Maß. Dass der umgekehrte Fall eintritt, kann ich mir auch nicht vorstellen. Beispielsweise wenn ich mir so etwas wie Twilight anschaue, dann habe ich nicht das Bedürfnis, dem Film eine grotesk schlechte Punktwertung zu geben, nur weil ich kein 12-jähriges Mädchen bin. Man muss Filme an ihrer Zielgruppe und ihrer jeweiligen Zeit messen. Sonst würden Kinderfilme grundsätzlich immer schlechte Bewertungen bekommen, weil die Handlung so primitiv ist.

    Dass bestimmte Filme nur von ausgewählten Zielgruppen gesehen und bewertet werden, betrachte ich jedoch als eher positiv als negativ. Ich würde beispielsweise nicht wollen, dass Animes von Leuten bewertet werden, für die so etwas kaum mehr als fernöstlicher Kinderkram ist. Oder Kunstfilme, die eine Message verbreiten wollen, die von RTL-Konsumenten aber nicht verstanden wird. Dann kommt nämlich so etwas heraus wie die Bewertungen für Apps in den diversen Appstores: „geht nicht – 0 Sterne“. „Fehlermeldung beim installieren weil mein handy zu alt ist – 0 Sterne“ etc.

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